Bis Mitternacht habe ich mir die Optionen auf meiner Wanderkarte angeschaut. Ich entschließe mich, meine geplante Route aufzugeben und abzubiegen.
Ursprüngliche Route
In meiner Planung wollte ich weiter auf dem DNT-Wanderwegesystem bleiben: Nutevasshytte – Hovasshytte – Nystøyl – Himmelkvævristine (1030-1056m) – Hovstøyl – um den Napuren herum (1284m) – über Gotstøyl nach Dalen hinunter.
Diese Route führt mich zunächst etwas nach Westen, bevor ich mit der Umrundung des Napuren wieder nach Nordost wandere. Wetterbedingt und durch das Übernachtungsproblem würde ich für diese Route etwa 5 Tage benötigen.
Neue Route für die nächsten 2 Tage
Die neue Route ist nicht kürzer, dafür aber wesentlich schneller. Sie führt mich hinunter zum Fyresvatnet, weiter durch das Fyresdalen zum Skredvatn. Anschließend wandere ich am Åmdals Verk vorbei, um schließlich die steilen Serpentinen hinunter nach Dalen zu nehmen. Ich nutze hauptsächlich Straßen und befestigte Forstwege, wodurch ich hoffe, 35 – 40 km pro Tag zu schaffen und Dalen in 2 Tagen zu erreichen.
Zum Abschied nochmal Sumpf
Doch zunächst verabschiede ich mich von Granbustøyl und beginne den Abstieg – natürlich über überschwemmte Flächen und tiefmatschige Wege. Nach knapp 3 Stunden stoße ich auf einen Forstweg. Hier mache ich kurz Pause und wechsle Schuhe und Socken.
Hege und Happy always happy
Es geht vorbei an schönen, kleineren Seen. Überall sind Forellen an der Oberfläche zu sehen, die nach Insekten schnappen.
Nach einer Kurve kommt mir ein Auto entgegen und hält per Vollbremsung neben mir an. Eine Frau fragt mich ganz aufgeregt nach dem Einstieg zum Wanderweg nach Granbustøyl. Den Weg kenne ich natürlich und zeige ihn auf der Karte. Sie erzählt und erzählt, ein echtes Energiebündel. Sie fragt nach meiner Tour, ist jetzt noch aufgeregter, macht ein Foto von mir und postet es irgendwo auf Facebook.
Hege heißt sie und kommt gerne in die Telemark zum Wandern. Als ich nach hinten in den Wagen schaue bewegt sich ein flauschiges schwarzes Etwas. Das ist Happy sagt sie, ihr Lapplandhusky. Ich sage, Happy braucht bei dem Wetter etwas Eis. Ja, Eis mag er sehr. Sie kauft ihm stattdessen ab und zu eine gefrorene Forelle! Happy hat Geschmack, sage ich und wir verabschieden uns schließlich.
Abstieg aufwärts?
So genau hatte ich mir jede Passage nicht angeschaut. Und bin überrascht, dass dies kein einfacher Abstieg ist. Denn bevor es hinunter zum Fyresvatnet geht, steigt die Straße erst einmal wieder auf über 700 Meter Höhe an. Oben angekommen, mache ich Mittagspause, koche und entspanne eine Stunde.
Danach geht es nur noch abwärts – und das ziemlich stark. In Serpentinen komme ich in Breivik am See an.
Den Fyresvatnet umlaufe ich bei bestem Wetter in den nächsten Stunde.
Übernachtung wo und wie?
Es ist inzwischen nach 20h und ich habe das Ende des Fyresvatnet erreicht. Ein Campingplatz wäre ideal, am besten mit Hytte. Denn meine defekte Isomatte lässt einen geruhsamen Schlaf nicht zu.
Es kommt leider keine Gelegenheit und so muss ich wohl oder übel eine Nacht auf meinem Kamel überstehen.
Kurze, kalte Nacht
Ein kleiner Weg führt in ein Waldstück. Unterhalb plätschert ein Bach. Ich hole Wasser, koche und baue mein Zelt derweil auf. Die Isomatte ist nun gar nicht mehr zu gebrauchen. Beim Probeliegen weitet sich der Buckel noch weiter aus. Ich muss fast die gesamte Luft ablassen, um irgendwie auf der Matte liegen bleiben zu können. Die Isolationswirkung ist entsprechend mies, ich lege noch Kleidung zwischen Isomatte 1 und 2 – ohne Wirkung.
Die Nacht wird kalt und ich bekomme fast keinen Schlaf. Und Morgen steht ein Monstermarsch nach Dalen bevor.