Auf dem Lindesnes Camping habe ich in einer Hytte übernachtet. Nur 4 Grad waren es diese Nacht. Ich möchte mich akklimatisieren und so blieb die Heizung aus und ein Fenster auf.
Besuch beim Leuchturmwärter Frank
Dann fahre ich zum Leuchtturm von Lindesnes, gleichzeitig Norwegens ältester. Ich hatte im Vorfeld mit Kjell gesprochen, ich könne mein Auto bei ihm parken. Klasse! Ich klingel bei Frank, dem 2. Leuchtturmwächter. Er freut sich mich zu sehen und bittet mich gleich in sein warmes zuhause. Er holt das Logbuch, in das sich alle Norge på Langs Wanderer eintragen können.
Er macht ein Bild von mir, um es später unter meine Eintragung kleben zu können. Ich mache noch eins von uns beiden. Doch wie kriege ich jetzt mein Auto los?
Besuch beim Leuchtturmwärter Kjell
Ich rufe Kjell zu Hause an. Kein Problem sagt er komm vorbei. Du kannst dein Auto hier abstellen, wie besprochen. Bevor ich losfahre stelle ich noch den Wanderrucksack in Franks Keller. Dann komme ich schneller zurück.
Es sind dann doch 11 Kilometer und Kjell erwartet mich bereits. Ich gebe ihm vertrauensvoll den Schlüssel und als Dankeschön habe ich ihm ein rheinisches Geschenk mitgebracht: Mühlenkölsch aus der Malzmühle am Heumarkt in Köln und 2 Kölschstangen. Auf diesen ist das Kölsche Grundgesetz verewigt, z.B. Artikel 3: Et kütt wie et kütt.
Kjell spricht ausgezeichnet deutsch und versteht die kölsche Mundart und übersetzt es ins Norwegische. Hier sind die Sprichwörter auch üblich.
Absolut hilfsbereit
Ich verabschiede mich, weil ich ja wieder zurück gehe, um dann vom Leuchtturm offiziell zu starten. Doch Kjell bietet mir an, mich zurück zu fahren. Welch ein Service, was für eine Hilfsbereitschaft!
Jetzt geht es aber wirklich los
Ich hole meinen Rucksack aus Franks Keller und will los. Ein Miesbacher ( Schliersee) Ehepaar spricht mich an, ist sehr interessiert und wünscht mir viel Erfolg. Frank kommt nochmal vorbei und klopft mir zum abschied nochmals auf die Schulter.
Hier ist ja was los!
Ich bin erst 1 Kilometer gegangen, da hält einWagen neben mir. Das Miesbacher Ehepaar nochmals. Danke, ihr seid wirklich nett. Kurz darauf hält wieder ein Wagen vor mir. Ebenfalls in Outdoorlook unterwegs stellt sich heraus: es ist Renee alias foufinha. Sie geht morgen los und hat kurzfristig ihre Route geändert, weil im Setesdal noch immer sehr viel Schnee liegt. Hat mich gefreut, foufinha! God tur!
Und wieder ein Kilometer weiter wartet ein Müllmann auf mich. Er unterbricht seine Arbeit und will wissen, warum ich so verrückt bin. Und überhaupt, warum ich mit Stöcken unterwegs sei, es liege doch gar kein Schnee.
Was soll ich sagen, etwa 20 Minuten später sehe ich einen alten Mann Brennholz ins Haus tragen. Unsere Blicke treffen sich und wir unterhalten uns in norwegisch englisch Mix. Seine blauen Augen strahlen noch mehr, als er von meiner Wandertour erfährt. Er selbst hat vor 40 Jahren am Nordkapp gelebt und bis heute besitzt er eine Jagdhütte in der Finnmark. Durch die Finnmark komme ich auch, erzähle ich und verabschiede mich.
Die Sonne brennt ganz schön, doch der kalte Wind belässt die Temperaturen bei 12 Grad. Kjell hatte mir erklärt, dass durch die aktuelle Wetterlage kalte Grönlandluft über Norwegen geblasen wird.
Pause und Tracking-Reparatur
Bei Jåsund mache ich Mittagspause und esse Nudeln Bolognese mit Rinderhackfleisch. Ich habe alles selbst erstellt und dabei auf gefriergetrockente Leebensmittel zurückgegriffen, anschließend alles vakkumiert und noch etikettiert. Alle Rezepte stelle ich später einmal vor.
Während das Wasser kocht, versuche ich im Online-Chat mit Doug von spotgen dem fehlerhaften LIVE-Tracking auf die Spur zu kommen. Dies klappt irgendwie nicht, ich esse lieber erst einmal. Anschließend verfalle ich auf meiner Isomatte in einen kleinen Mittagsschlaf.
Strahlendweiss, Wasserstrahl, Strahlen
Ich höre auf, die Serpentinen und Kurven zu zählen. Irgendwann muss es doch mal wieder runtergehen. In einer (Bergauf)-Kurve braust ein Norweger sein weisses Haus mit dem Gartenschlauch von außen ab.
Er registriert mich, ich steuere auf ihn zu und er ahnt schon, was ich von ihm möchte. Er dreht am Brausekopf seines Gartenschlauchs, aus 15 Strahlen wird ein einziger Wasserstrahl. Das bringt mich zum Strahlen, habe ich doch bereits meine leeren Wasserflaschen gezückt.
Nach dem oppfylle unterhalten wir uns noch über meine Strecke, bevor ich mich bedanke und weiterziehe.
Endlich am Tagesziel
Das Ortsschild Lyngdal lächelt mich an. Ich passiere den Ort und möchte noch ein oder zwei Kilometer weiter. In einer Flussbiegung möchte ich mein Zelt aufschlagen.
Und dann habe ich den ersten Tag geschafft. Ein toller Platz, schönes Wetter. Meine Füße schmerzen, es melden sich Blasen an unangenehmen Stellen. Ich schätze, die nächsten Tage werden wohl noch schlimmer, bevor es besser wird.
Und was ist mit dem Angeln?
Ich esse Bulgur mit Gemüse (Pilze, Suppengrün etc.), mein Blick fällt auf den Fluss. Hier in der Biegung ist eine Sandbank entstanden, die den Fluss auf natürliche Weise gabelt. Als Angler weiss ich, dass an diesen Stellen Strömungskanten und Gumpen entstehen: Da muss doch Fisch sein!
Ich stelle mir vor, wie ich den perfekten Wurf in die Gegenströmung mache und mein Köder gierig von einer riesigen Bachforelle gefressen wird. Sogleich schnellt sie aus dem Wasser empor, um …. Ich kannte nicht glauben! Genau in diesem Moment springt ein Fisch exakt an dieser Stelle aus dem Wasser. Ein großer Fisch! Ein Lachs! Ich schätze ihn auf 5-6 Kg, also für einen Lachs ein nicht übermäßig groß.
Für das Befischen der Lyngda ist eine Lachskarte nötig. Lachse steigen hier bis zur natürlichen Barriere dem Kvåsfossen auf. Auf jeden Fall spüre ich eine innere Unruhe. Ich muss bald endlich angeln.