Ich wache im Haus-im-Haus auf, brauche etwas, um alles einzupacken. Der gestrige Starkregen sorgt heute Morgen für mystischen Nebel im Tal.
Elchverfolgung durch den Nebel
Ein befestigter Weg entlang des Flusses läuft sich prima. Ein Elch hat diesen Weg kurz vor mir gegangen. Er nutzt wie ich stets den weichsten Teil des Weges, mal mittig, mal links und mal rechts. Die Spuren sind ganz frisch, seine Losung hat er sich anstandshalber verkniffen. Da geht es auf den Wanderwegen freizügiger zu. Irgendwann ist er zu einem See abgebogen. Wahrscheinlich zum Frühstücken – Elche lieben Wasserpflanzen.
Das verträumte Skjeggedal
Die Sonne vertreibt die Nebelbänke – es wird sonnig und mein Regenschirm wird zum Sonnenschirm. Die silberfarbene Beschichtung außen sorgt für ein angenehmes Klima darunter.
Das zusammenhängende See-Fluss-See-System begleitet mich den ganzen Tag, als ich den bewirtschafteten Schlusskessel des Skjeggedals am Nachmittag erreiche.
Opas alter Schulweg
Hier steht ein großer Bauernhof, der ansäßige Bauer kommt gerade mit dem Traktor nach Hause. Er will schon ins Haus, wahrscheinlich zu middag – das norwegische Abendessen. Als er mich vom Weitem sieht, wartet er draußen auf mich.
Wir kommen ins Gespräch und wir bleiben durchgängig in norwegisch. Er erzählt von seiner Landwirtschaft und dem Klima in diesem Tal. Ein sehr sympathischer Bauer.
An seinem Hof biegt mein Weg ab, ich frage ihn nach dem Zustieg. Er erklärt mir, wie der Weg verläuft. Ich müsse nach Tveit.
Das sei ein steiler Weg über den Berg und auf der anderen Seite über Felsplatten, anschließend an Bächen entlang. Diesen Weg kenne er sehr gut. Er ist ihn schon viele Male gegangen. Und sein Opa habe den Weg zu seiner Schulzeit täglich gehen müssen. Hin und wieder zurück, bei jedem Wetter!
Der härteste Schulweg
Der Aufstieg ist steil und mühsam. Bäume und Sträucher sind in den Weg gewachsen. Die starken Regenfälle in letzter Zeit haben viele Bäume, insbesondere Birken umgerissen.
Mit dem Rucksack kann ich nicht so leicht um die Bäume herum, nicht darüber oder drunter durch.
Auf einer Strecke von 1km muss ich 7 oder 8 mal abschnallen, den Rucksack über Bäume stemmen, selbst durchklettern und ihn danach wieder aufschnallen. Das dauert und kostet mich viel Energie.
Fjellähnliches Felsplateau
Irgendwann komme ich auf die höchste Stelle. Hier pfeift ein ordentlicher Wind über glatte, moosbewachsene Felsplatten.
Noch kein Ende in Sicht
Als es endlich bergab geht freue ich mich schon auf ein kuscheliges Ende unter meinem Quilt. Doch der Weg zieht sich immer weiter. Und noch weiter.
Mittlerweile bin ich wieder im Wald. Hier überwinde ich immer wieder Gegenanstiege. Irgendwann folge ich steil bergab einem Bachlauf. Oder ist das der Weg?
Zelt eingeparkt
Ich finde am See und Fossen keine Zeltmöglichkeit. Schließlich stehe ich vor dem morgigen Zustieg hinauf zum Napen. Es ist eine kleine Parkbucht. Warum eigentlich nicht? Hier übernachte ich.
Ich koche noch eine Mahlzeit, dazu trinke ich einen Ceylon-Tee. So richtig gut schlafe ich nicht. Das liegt an einem Wüstenbewohner, den ich von nun an im Zelt habe…