Ich verlasse zeitig den schönen Campingplatz und steuere den Spar-Markt von Evje an, um mich nochmals mit Pflastern einzudecken.
Ich werde fündig, draußen steht ein Radfahrer mit Horst-Lichter Gedächtnis- Schnäuzer. Er lächelt freundlich und als wir ins Gespräch kommen, ist Nils Von meiner Routenplanung hin und weg. Als Jäger und Angler würde er am liebsten gleich mitkommen.
Vorher erzählt er mir seine Lebensgeschichte bzw. Leidensgeschichte. Nach dem rund einstündigen Gespräch bin ich mit Nils quasi an jeden See entlang meiner Route zum Angeln verabredet. Wäre doch tatsächlich schön, wenn wir uns zum Angeln treffen, die Nummern sind ausgetauscht. Nils, vi sees!
Ein norwegischer Zahnarzt mit Kieler Geschichten
Über die 306 gehe ich immer wieder auf und ab, vorbei an Tveit, Nordbø und durch Åvesland.
Dort ist es wieder ein Radler, der sich für meine Tour interessiert. Er ist, wie er selbst sagt „sehr alt“, hat in den 50er Jahren in Kiel Zahnheilkunde studiert und freut sich mal wieder mit jemanden deutsch sprechen zu können. Er fand die Zeit in Norddeutschland toll, hatte dort viele Freunde und liest immer wieder deutsche Zeitungen. Irgendwann verabschieden wir uns und es geht weiter Richtung Prestøygarden.
Abstecher ins Skilanglaufgebiet
In Prestøygarden biege ich ab und es geht sogleich steil bergauf. Spielende Kinder an einem Bauernhof fragen mich belustigt, ob ich Skilaufen gehe – wegen meiner Trekkingstöcke. Ich sage ja und frage sie, wann denn endlich der Schnee kommt.
Die angelegten Skiloipen sind prima zu gehen. Damit sie im Sommer nicht absaufen, sind sie komplett mit Vliesmatten unterlegt. Das ist auch nötig, denn links und rechts steht das Wasser auf braunem Boden. Es ist ein Torfgebiet.
So gehe ich wie auf Wolken und trockenen Fußes durch das Torfgebiet. Vorerst.
Himmelsyna – kein echter Himmelschein
Zwischen Hidalsheia und Himmelsyna ist der Loipenausbau im Torfgebiet unvollendet. Leider – ab jetzt hat das ganze Sumpfcharakter. Anfangs noch um trockene Füße bemüht, sind die Wasserfestspiele bald eröffnet. Ich sinke regelmäßig knöcheltief ein, was mit einem Schmatzgeräusch quittiert wird.
Das ganze zehrt an den Kräften, es ist bereits spät und ein trockener Zeltplatz in unbekannter Ferne.
Aus dem Weg, Blindschleiche
Als ich endlich den befestigten Weg erreiche, wechsle ich Schuhe, Einlagen und Socken. Es geht bergab, als sich der Himmel öffnet und der Regen eimerweise runterzukommen scheint. Mein Regenschirm bewährt sich abermals. Ich habe es nun eilig, möchte den Vatnedalsåna erreichen. Am Fluss wird es doch ein ebenes Fleckchen geben?
Vorher kann ich gerade noch verhindern, auf eine Blindschleiche zu treten, die sich quer auf dem Weg langgemacht hat.
Haus-im-Haus Konzept
Meine Ernüchterung ist groß. Im Tal angekommen, ist es leicht schräg, links und rechts des Flusses sinke ich sofort ein. Keine Zeltmöglichkeit.
Unterhalb des Tverrfjells kommt dann die Rettung. Ein alter, offener Schuppen bietet die Gelegenheit, im Trockenen auf- und wieder abzubauen. Ich entferne das Außenzelt und baue nur das Moskitonetz/ Innenzelt auf. Habe ich ein neues Wohnkonzept kreiert?
Ein schnelles Abendessen und ich schlafe in historischen Wänden. Einzig zwei schwebende Holzbalken direkt über mir halten mich vom sofortigen Einschlafen ab: Sie sind nur mit einem dünnen Draht an der Seitenwand gesichert…