Heute bin ich tatsächlich früh dran und bereit für eine lange Tagesetappe. In der Küche habe ich gefrühstückt, der Rucksack ist gepackt und der Toilettengang erledigt. Jetzt muss ich nur noch das Bezahlformular ausfüllen.
Von der Bürokratie ausgebremst
In der Küche liegen keine Formulare, auf dem Wohnzimmertisch auch nicht, nichts zu finden. Ein Renovierungshelfer kommt in die Küche. Er sucht an den gleichen Stellen – erfolglos. Ich gehe zur bewirtschafteten Hütte gegenüber, die auch auf Vordermann gebracht wird. Hier gibt es auch keine Formulare. Jetzt kommen zwei weitere Helfer hinzu, als Einer sagt, die Formulare könne man auch ausdrucken. Also ins Büro an der Rezeption. Hmmm…wo ist der Computer bzw. Laptop? Nach einer Weile ist er gefunden, hochgefahren – das Formular findet sich auch irgendwann. Ausgedruckt sehe ich, dass es lediglich eine Art Beleg ist, ich solle einfach alles aufschreiben (Name, Mitgliedsnummer DNT), danach soll ich den Betrag überweisen. Dazu bräuchte ich aber die internationale Kontoverbindung, sage ich.
Die steht nirgendwo und ist auch nicht bekannt. Jetzt werden Telefonate geführt. Am Ende der Sucherei und Recherche soll ich einfach meine e-Mailadresse aufschreiben, damit man mir irgendwann eine Rechnung zuschicken könne. Prima. Das Ganze hat nun 1 1/2 Stunden gedauert – mein Plan, früher zu starten als bisher löst sich bereits in Luft auf.
Ich werde mit einem Stapel weiterer Blankobelege zur Hytte geschickt, um sie dort bitte auszulegen und es Juliane und Marcel zu erzählen. Das mache ich, beide sind gerade dabei, ihre Planung für die nächsten Tage aufzustellen.
Ein Tag am See
Um etwas Zeit einzuholen, gehe ich auf dem Schotterweg am Kalhovdfjorden entlang.
Bis zum Damm vom großen Mår sind es rund 8 km. Das geht ziemlich schnell. Ich möchte nun direkt am Ufer des Mår entlangwandern, ein kleiner Pfad oder Wanderweg ist auf meiner Karte eingezeichnet. Der Weg entpuppt sich als echter Zeitfresser – über die großen Steine und zuweilen spitzen Steine läuft es sich schlecht.
Der Grasstreifen im Übergang von Uferzone zu bewachsenen Land entpuppt sich als leicht matschig-sumpfiges Gebiet.
Und dann sitzen zwei Vogelkundler mit Teleskopobjektiv und Feldstecher im Steinfeld. Ein kleiner Smalltalk und dann geht es weiter.
Bei Oppnesberget (3 Hütten) fließt die Uppnesåi – gespeist vom Hellarsvatnet – in den großen Mår. Nach der Furt mache ich bei Sonnenschein eine Pause bei echtem Strandfeeling.
Nach dem Karibikflair wandere ich zunächst hinauf Richtung Oppnestjønni auf 1200 Meter und dann weiter am Syvrenuten 1362m vorbei.
Es beginnt der Abstieg durch das Melrakkdalen mit toller Aussicht. Unten angekommen überquere ich die Syvra und mache ausgiebig Mittagspause.
Nach rund einer Stunde kommen Juliane und Marcel vorbei. Ein kurzer Schnack und für beide geht es weiter. Ich bleibe noch eine Weile liegen; in der Sonne ist es gerade so schön.
Mårbu
Bis Mårbu sind es noch rund 7km. Fast zeitgleich – schon wieder- komme ich mit Juliane und Marcel an. Beide gehen wohl weiter, so sieht es zumindest aus. Ich mache einen Halt. Hier ist richtig was los. Draußen stehen Biertische, eine Gruppe von rund 20 Personen trinkt bei Musik und Sonnenschein und herrlichen Ausblick Bier – das will ich auch.
Drinnen erfahre ich, dass dies heute eine geschlossene Gesellschaft ist, Mårbu ist noch gar nicht offiziell geöffnet. Ich bekomme trotzdem ein Bier und danach geht es also weiter.
Um die Ecke treffe ich überraschend doch noch Juliane und Marcel, sie sind im Gespräch mit einer Männertruppe, die auf Pferden hierher gekommen ist. Auf dem Tisch vor ihrer Hütte stehen bereits leere Schnapsflaschen, eine weitere leere hält der Gesprächsfreudigste von Ihnen in seiner Hand. Vom Pferd gefallen ist wohl keiner von ihnen und die Tiere kennen wohl den Weg, denke ich mir. Immerhin wissen sie, dass schon in 2 Stunden Regen mit viel Wind kommen soll.
In der Ferne verdunkelt es sich tatsächlich, ich schätze aber eher auf 4 Stunden, bis diese Front bei uns sein wird.
Zusammen mit J&M gehe ich an der Mårbu Fjellstue vorbei – auch sie ist noch nicht geöffnet.
Auf meiner Karte sehe ich, dass auf den nächsten 2 Kilometern keine guten Zeltmöglichkeiten zu erwarten sind, der Wind nimmt bereits zu und drückt durch das Tal unterhalb des Kosadalsbrotet (1361m).
Doch von diesem Berg an wird das Tal ondulierter und die Chancen auf Windschutz und gerader Zeltfläche steigen.
So finden wir auch dort jeder einen halbwegs gut geschützten Fleck, ein Bach ist ebenfalls vorhanden. So geht es nach dem Abendessen schnell ins Zelt, ohne Sonne und mit mehr Wind wird es hier oben schnell kalt. Um Mitternacht beginnt es zu regnen. Mit dem Trommeln der Tropfen auf mein Zelt schlafe ich ein.