Mein sauberes 1-Personenzimmer in der Akademiet hat ein neues Bad und – untypisch für Norwegen – ist durchgängig gefliest. Sogar die Wasserleitungen sind darunter verlegt.
Frühstücksbüffet ist extraklasse
Ich bin zeitig am Frühstückstisch. Hier sitzen nur 5 weitere Gäste. In der Mitte ist ein riesiges Frühstücksbüffet aufgebaut. Von herzhaft bis pikant, von mild bis süß ist alles zu haben. Warmer Havregrønn, der richtig gut ist, steht ebenso bereit, wie gekochte Eier, eingelegte Heringe mit verschiedenen Rezepten, usw. Aus dem Kaffeeautomat kommt leckerer Kaffee!
Wie eine nimmersatte Raupe arbeite ich mich durch das vielseitige Angebot. Ja, das ist wirklich Arbeit und ich mache eine Stunde lang keine Pause!
Neue Isomatte
Ich verlasse gesättigt die Akademiet und gehe wieder wie gestern hinunter ins Zentrum. Im Coop Pris kaufe ich noch etwas ein und 200 Meter weiter erreiche ich die Sportsbutikk. Tatsächlich haben sie einige Matten da, allesamt von Exped. Neben Therm-a-Rest die einzige Spitzenmarke. Ich wechsle also von TAR zu Exped. 3 Modelle haben sie da:
- Eine sommerlich leichte Version mit geringem R-Wert
- Eine dickere Version mit einer Art Primaloftisolation im Inneren und hohen R-Wert, dafür 808gr schwer
- Eine Wintermatte mit Daunenfüllung und dem höchsten R-Wert, etwas leichter als Matte 2, und natürlich die teuerste
Ich kaufe Matte 2: Die Exped Synmat 3-D 7M. Zusammen mit meiner Eierkartonmatte ergibt sich ein Wärmedurchgangswiderstand (R=Resistance) von 7,1 – Außentemperaturen von Minus 20 Grad soll man damit schlafend widerstehen können. Jetzt schleppe ich also meine defekte, 460gr schwere TAR (bei 197cm Länge) und meine neue Exped (808gr bei 183cm und etwas schmalerer Form) über die Berge.
Etwas eintönig
Die heutige Etappe soll mich möglichst nahe Richtung Rjukan bringen. Hier wartet mein erstes Depotpaket in der Rjukan Gjestegård auf mich. Durch meine Fussprobleme der ersten Woche und der Isomattenthematik habe ich 2 Tage Rückstand. Ich buche die Reservierung um.
Von Rauland geht es über Austbø (es gibt unzählige Austbøs in Norwegen) und Brattås immer näher an die Hardangervidda heran. Landschaftlich passiert hier nicht viel. Vielleicht sehne ich innerlich meinen halben Ruhetag herbei und bin etwas aus meiner inneren Balance.
4 Km schnurgerade – aber mit Wellen
Und dann kommt etwas Abwechslung in die Strecke. Ohne auf die Karte zu schauen oder mit meiner App zu messen schätze ich die bevorstehende Gerade. Das ist nicht so leicht, denn es sind circa 10 größere Wellen in der Strecke. Am Horizont nähert sich ein Auto. Es verschwindet in einer Senke, kommt wieder heraus und verschwindet wieder. Bis es bei mir ist dauert es einige Minuten.
Dann sehe ich am Horizont ein Auto. Es parkt an der höchsten Stelle. Zwei Menschen steigen aus, begleitet von einem Hund. Sie verschwinden über die Straße ins wegelose Terrain.
Etwa 50 Minuten später erreiche ich das geparkte Auto, als zeitgleich die beiden „Aussteiger“ mit ihrem Hund zurückkehren.
Beide waren kurz an einem kleinen See angeln und haben sich ihr Essen gefangen. 2 Schöne Ørret – Bachforellen à 600gr. Ich bin kurz davor, es Ihnen gleichzutun. Der Sehnsuchtsanfall lässt aber schnell nach. Die beiden Norweger haben sie auf Spinner gefangen. Soweit so gut. Ich gratuliere Ihnen zu dem guten Fang und gehe nach kurzem Smalltalk weiter.
Starkregen in 3 Stunden vorausgesagt
Nach der Geraden komme ich an Skinnarbu vorbei. Es ist bereits früher Abend. Es wird merklich kühler und der Wind treibt zunehmend Wolken auf mich zu. Ich prüfe den Wetterbericht.
Für 21 Uhr ist einsetzender Regen vorausgesagt. Es soll sich dann einregnen und in einen Starkregen mit 30 Litern übergehen. Bis zum nächsten Morgen regnet es dann abgeschwächt weiter.
Ich halte bereits jetzt nach einem geschützten Plätzchen Ausschau mit der Priorität auf gute Drainage bzw eine ebene, leicht erhöhte Fläche. Diese Kombination schließt das gesamte Gebiet aus, durch welches ich gerade wandere.
Der ideale Zeltplatz bei Frøystaul
Vor Frøystaul überquere ich noch einen Fluss, der aus einem Stausee strömt. Hier sollte man nicht zu nahe am Fluss campieren, weil evtl in kurzer Zeit viel Wasser aus dem See abgelassen werden kann. Die entsprechenden Schilder warnen deutlich vor dieser Gefahr.
Und dann schließlich sehe ich ihn, meinen Zeltplatz. Yes – textbook.
30 Meter vom Wasser, erhöht, sandig-erdiger Boden. Keine Windschneise. Ein paar Bäume bewachen den Platz. Hier soll oder sollte vermutlich mal ein Haus gebaut werden. Die Aussicht ist klasse. Ich zögere keinen Augenblick und baue mein Zelt auf.
Angesichts des bevorstehenden Starkregens mit zunehmenden Wind versetze ich mein Durston X-Mid in den Stealth-Modus: Bis auf den Boden heruntergezogene Zeltwände, Zusatzheringe (+4 an den Extraösen), zusätzlich setze ich Spannleinen. Bombproof!
Die neue Isomatte macht einen robusten Eindruck. Der beigefügte Schnozzel ist sehr praktisch: Mit 4 Sackfüllungen Luft, die ich in die Matte presse, hat die Exped meine Wunschhärte. Ich habe alles verpackt und aufgebaut, gegessen etc, da fallen die ersten Tropfen.
Um Mitternacht wird der Regen so extrem stark, genauer gesagt so extrem laut, dass ich meine Oropax einsetze. Jetzt schlafe ich endlich ein.