Die Nacht vor dem Zustieg war kurz. Mein neuer Wüstenmitbewohner stellt sich als überaus widerspenstig heraus.
Schon mal die Nacht auf einem Kamel geschlafen?
Beim Aufblasen meiner gelben Neoair X Lite ist noch alles in Ordnung. Diese Matte behandle ich wie ein rohes Ei – ist sie doch mein wichtigster Kälteschutz von unten bei Nacht.
Unter mein Zelt kommt lege ich eine Tyvek hardstructure, die ich mit Polyrofolie beklebt habe. Das ist der Schutz gegen Dornen und spitze Steine sowie Wasser. In das Zelt lege ich meine Schaumstoffisomatte im Eierkartondesign, darauf kommt meine Neoair.
Die Xlite Matte hat das mit Abstand beste Wärme-Gewichtsverhältnis. Das Kammersystem ist im Innern mit wärmereflektierender Folie beklebt.Das Gesamtsystem erlaubt Übernachtungen bis -20 Grad Celsius, evtl sogar mehr.
Und nun das. Ich lege mich vorsichtig auf die Matte, als ein Sektkorkenknall die Ruhe stört. Ein Blow-up!
Die Querlaminierung der Matte hat sich in der Mitte gelöst. Bei der nächsten Bewegung von mir ertönt wieder ein Knall, dann noch einer. Die Matte hat nun einen Höcker wie ein Kamel – die Farbe passt ja bereits.
Ich werde nach links und rechts abgeworfen. Ich lasse fast die gesamte Luft heraus, verliere dadurch die meiste Isolationswirkung und schlafe nur schlecht. Mit der Matte kann ich nicht mehr im Fjell auf 1000m Höhe und Temperaturen um 0 Grad übernachten!
Steil, steiler, Aufstieg Napen
Ich packe zusammen und es geht gleich knackig hoch. Der Aufstieg soll nur 1km lang sein. Er ist aber so steil, dass ich fast 2 Stunden benötige. Mein Kniehub reicht oft nicht für den nächsten Schritt. Aber es wird noch heikler. Als ich den baumbewachsenen Bereich unter mir zurücklasse, schaue ich über eine etwa 250 Meter lange, glatte Felsplatte.
Ich sehe das Ende nicht, selbst als ich den Kopf maximal weit in den Nacken werfe und hochschaue! Unfassbar steil. Ich habe Mühe, den Grip auf dieser Platte zu behalten. Stellen mit dünnem Moosbewuchs meide ich natürlich genauso wie feuchte Bereiche. Vereinzelt läuft Wasser über Stellen. Diese Bereiche sind so glatt, dass sie für mich unbegehbar sind. An einer Passage rutsche ich stehend einfach rückwärts runter – mit den Karbidspitzen meiner Trekking Poles finde ich halt in wenigen Millimeter dünnen Vertiefungen.
Es wird trüber. Ich blicke in den Himmel und denke: Jetzt bitte bloß keinen Regen!
Ich bin gerade 1 Minute oben als es zu regnen beginnt. Pures Glück. Ich wäre vermutlich im Regen niemals hochgekommen.
Der Ausblick entschädigt dann ganz und gar. Vom Tal hallt das Grummeln des Fossen herauf.
Eine Weile komme ich hier oben gut voran.
Auf und ab – immer wieder
Manche Passagen gehen derart steil bergab, dass ein Anleinen fast empfehlenswert erscheint. Jeden einzelnen Schritt setze ich mit Bedacht, bevor ich dann das Gewicht auf diesen Fuß verlagere.
Dann wird es besser, es geht gut voran und ich bin wie im Rausch. Dabei bemerke ich gar nicht, dass ich einen Abzweig übersehe bzw. eine Markierung nicht finde. Ich bin bereits auf halben Weg zur Storliheia hinauf, als mir mein Fehler auffällt.
Wenn ich bis zum Abzweig zurückgehe, verliere ich sehr viel Zeit. Ich entscheide mich, wegelos in der Grobrichtung eines Bachs zu folgen, und mich ihm weiter unten zu entfernen. Dann sollten irgendwann wieder Wegmarkierungen zu finden sein. Das funktioniert erstaunlich gut.
Wann kommt Grunnetjørnsbu?
Da ich nun vorerst nicht mehr im Zelt übernachten kann, ist mein Tagesziel die Grunnetjørnsbu in der Austaheiane.
Der Weg zieht und zieht sich, es geht auf und ab die ganze Zeit. Offenere Bereiche sind sumpfig, ich sinke stark ein. Nach jedem Hügel erwarte ich, die Hütte zu sehen.
Um 22 Uhr habe ich endlich Grunnetjørnsbu erreicht. Sehr erschöpft hole ich Wasser vom Brunnen, mache Feuer im Ofen, hole neues Brennholz und koche mir etwas zu essen.
Die Kleidung hänge ich über den Ofen und gehe zu Bett. Ich schlafe sofort ein. Morgen ist mein Ruhetag – ich bleibe eine weitere Nacht auf der Grunnetjørnsbu Hytte.