Die Navigations- und Orientierungshilfen für meine Durchwanderung Norwegens bestehen aus der App Norgeskart und Topo GPS (mit den Karten Norwegen, Schweden und Finland). Hinzu kommt noch mein Kompass sowie die selbst erstellten Karten.
Jetzt möchte ich euch zeigen, wie ich mir erstklassige Wanderkarten selber erstellt habe – mit einer deutlichen Ersparnis gegenüber dem herkömmlichen Kauf.
Die klassische Methode – Karten kaufen
Mit der abgesteckten Wanderroute vor Augen kann ich natürlich alle benötigten Wanderkarten online bestellen. Die empfehlenswerten topographischen Karten aus dem Kartenwerk Norge-serien erscheinen im Verlag Nordica und werden im Maßstab 1:50.000 angeboten. Stückpreis 27;95 Euro.
Zur Abdeckung meiner Wanderroute benötige ich von diesen Karten 53 Stück – Gesamtpreis: 1481,35 Euro.
Die Nordica-Karten sind wie ein Raster zur vollständigen Kartenabdeckung über Norwegen gelegt. So brauche ich beispielsweise für manche Abschnitte eine ganze Karte, obwohl meine Route nur auf einer kleinen Ecke der Karte verläuft.
Das ist doppelt „teuer“ – sowohl preislich als auch gewichtsmäßig. Alle Karten wiegen zusammen weit über 4 Kilogramm.
Ein weiterer Nachteil: Sobald ich das Gebiet durchwandert habe, benötige ich die Karte nicht mehr. Bei einem Stückpreis von 28 Euro würde ich die Karte wahrscheinlich nicht entsorgen, sondern noch weiter mit mir führen – als nutzloses Zusatzgewicht.
In meinem nächsten Depotpaket finde ich die Karten für das neue Gebiet – die nicht mehr benötigten Karten kann ich dann am Depotort zur Post bringen und an mich zurücksenden. Dies würde dann wieder jedes Mal Versandgebühren kosten.
Die Alternative – selber machen
Frei verfügbares Kartenmaterial (open source) gibt es immer mehr und viele sind inzwischen gut zu gebrauchen. Dennoch muss man oftmals bei Wanderkarten immer noch Abstriche machen. Ich wollte jedoch exakt die gleiche Qualität und den gleichen Maßstab wie die Karten der Norge-serien haben. Und siehe da: Es gibt eine sehr schöne und einfache Möglichkeit.
Norgeskart.no
Ich nutze die App von Norgeskart sowie Topo GPS auf meinem Smartphone. Das Onlineangebot von Norgeskart bietet zahlreiche Funktionen – allesamt kostenfrei.
Karten erstellen mit Norgeskart
- Gehe auf norgeskart.no
- Zoom in dein Wunschgebiet
- Mit einem Klick in die Karte erscheint ein Location-Marker, eine rote Stecknadel.
- Im „What do you want to do?-Menü (“Hva vil du gjore”) kann man nun auswählen „Make Map“ (“Lag Turkart”). Zur Auswahl steht jetzt ein Maßstab von 1:25.000 oder 1:50.000 (Malestokk).
- ACHTUNG: Falls du einen Ausschnitt nahe der schwedischen Grenze wählst, setze einen Haken bei „ta med data i Sverige (inntil 50km)“. Dadurch ist die schwedische Seite auf der Karte nicht leer, sondern wird auch topographisch dargestellt.
Ich wähle den 1:50.000 Maßstab und klicke auf „lag turkart“ und ein Rahmen erscheint, der sich auf der Karte verschieben lässt, bis mein Wunschgebiet erfasst ist.
Jetzt kann ich dem Kartenausschnitt noch einen Namen geben und anschließend wird ein PDF erzeugt. Dieses PDF besteht aus dem Deckblatt, welche eine Übersichtskarte des ausgewählten Gebietes enthält, sowie 12 Seiten mit den Teil-Kartenausschnitten (ich hatte Dateigrößen zw. 30 und 55 MB pro PDF).
Ich kann das PDF wie einen Atlas oder ein Buch verwenden. Die wesentlich schönere, weil kartengleiche Art, ist mit ein wenig Bastelarbeit verbunden:
Die Kartenausschnitte zu einer großen Wanderkarte zusammenkleben
Praktischerweise ist jede Seite an den Rändern mit Anschlussnummerierungen markiert, so dass die topographische Puzzlearbeit leichter fällt.
Vorbereitung zum Basteln
Du benötigst:
- Etwas dickeres Papier als üblich: Meine Wahl: 100g/m2, Inkjet von Avery Zweckform
(ist stabiler, aber nicht zu schwer, außerdem hochweiß, glatt und deshalb gut für Farbdrucke)
- Volle Druckerpatronen
- Eine Schere
- Einige Rollen Paketklebeband (das dünne durchsichtige)
Wichtig sind die Druckeinstellungen:
- Farbig (na klar)
- Druckqualität: normal (wenn der Drucker in Ordnung ist, reicht das völlig, ist außerdem viel schneller als bei „optimal“
- Papiertyp: HP hochweiß (bei meinem HP-Drucker)
- Randlos: EIN (sehr wichtig)
- Benutzerdefinierter Maßstab: 110% (wichtig)
Und jetzt auf DRUCKEN klicken. Ich habe nicht immer alle Seiten ausgedruckt. Das Deckblatt nie, und außerdem Seiten weggelassen, die für meine Route nicht relevant sind und für die Orientierung auch nicht.
Aus dem Drucker kommen gestochen scharfe Kartenausschnitte im Maßstab 1:50.000. Die feinen kleinen, blauen Linien auf den Karten ergeben Quadrate der Größe 1×1 Kilometer. Man kann somit sehr leicht und bequem eine Distanz abzählen.
Jetzt werden die Karten zusammengeklebt. Mit kleinen Klebeschnipseln von dem Paketband fixiere ich die einzelnen DIN A4 Seiten provisorisch miteinander, damit sie nicht mehr verrutschen.
Zuerst 2 einzelne, und danach die nächste Seite usw. Dies gelingt ziemlich gut, insbesondere, wenn genügend Bezeichnungen auf den Ausschnitten stehen, um die Überlappungen an den Schriftzügen auszurichten.
Präzises Arbeiten lohnt sich hier. Manchmal will das Ganze einfach nicht völlig nahtlos gelingen. Dies liegt dann meistens am Papiereinzug des Druckers. Bereits ein halber Millimeter schiefer Einzug sorgt bei 4 gedruckten Blättern, die zusammengeführt werden sollen, für eine immer größer werdende Abweichung. Um dies besser ausgleichen zu können, habe ich in der Druckeinrichtung randlos „EIN“ gewählt. Das verschafft einen größeren Toleranzbereich beim Zusammenkleben. Der benutzerdefinierte Maßstab von 110% beim Ausdruck sorgt für eine größere Karte und weniger Überlappung beim Zusammenkleben.
Jetzt kommt die Kleberolle zum Einsatz
Ich klebe das Paketband über die Nahtstellen – auf der Vorderseite und Rückseite. Damit wird die große Wanderkarte richtig stabil. Das Wichtigste hierbei: Das Klebeband faltenfrei aufs Papier bringen. Sonst verläuft das Klebeband schnell schief. Verheerend.
Der Trick für glattes Verkleben:
Das Klebeband von der Rolle ziehen: In einer Hand die Rolle, in der anderen Hand den Anfang des Klebebands halten. Soviel Klebeband von der Rolle ziehen wie für eine ganze Naht, z.B. 3 DIN A4 Blätter nebeneinander, benötigt wird.
Das Band parallel über der Naht halten und jetzt durchhängen lassen. Der Bogen soll sich von der Mitte zu beiden Außenseiten hin auf die Naht der Kartenblätter legen. Ganz ohne ziehen oder drücken. Wie fallen lassen. Mit etwas Übung gelingt dies in einer schnellen, flüssigen Bewegung. Voilà!
Das Klebeband liegt vollständig glatt über der gesamten Naht. Am Ende das Klebeband abschneiden und überstehendes Klebeband um die Blattkante knicken. Nochmals kurz mit den Fingern fest darüberstreichen. Genauso auf allen anderen Nahtstellen verfahren (Rückseite nicht vergessen), fertig!
Auf dieser Karte kann ich nun schreiben (permanent schwarz F 0,6mm von Staedtler), markieren, Adressaufkleber anbringen etc. Natürlich kann ich die Karte nach ihrer Nutzung auch behalten und zurückschicken. Ich kann sie aber auch ruhigen Gewissens entsorgen. Denn für eine Karte mit 10 Blättern habe ich nicht 28 Euro bezahlt, sondern viel weniger:
Mein Einkauf für das MYOG Wanderkartenprojekt:
500 Blatt Papier: 10,29 (etwa 400 Seiten gebraucht) 8 Euro
Druckerpatrone: 90 Euro (ist danach noch halbvoll gewesen) 45 Euro
6 Rollen Paketklebeband 9 Euro
62 Euro für 48 Karten; 1,29 Euro pro Karte gegenüber 1481 Euro für 53 Karten (27,95 pro Karte)
Mit der Ersparnis kannst du eine ganze Menge feiner Ausrüstungsgegenstände kaufen. Du benötigst Inspiration? Schau dir doch mal meine Ausrüstung an (Beiträge kommen noch).
Ein netter Nebeneffekt der Bastelstunde war bei mir: Ich habe mich mit jedem Gebiet noch intensiver beschäftigt und markante Stellen auf den Karten entdeckt. Das wird mir bei der Orientierung vor Ort hoffentlich helfen.
Viel Spaß bei deinem MYOG-Wanderkartenprojekt!
Danke für den Tipp, durch Zufall drauf gestoßen. Sehr schön! Klappt! Bin begeistert! Gruß, Marcus