Ich wache alleine im großen Schlafsaal auf. Trotz freier Bettenwahl habe ich auf meiner Exped genächtigt – ich schlafe sehr gut darauf. Das Frühstücksbüffet ist wieder einmal klasse. An einem größeren Gemeinschaftstisch komme ich mit einer Familie mit 2 Kindern ins Gespräch. Der Jüngste (6 Jahre) humpelt ganz im Stile des Fußballspielers Neymar zum Büffet. Die Mutter schaut mitleidsvoll und amüsiert zugleich. Das liege an der „langen“ gestrigen Etappe von Gautåsætre hierher (Grimsdalshytta).
Ich werde nach meiner Tour gefragt und so entsteht ein nettes Gespräch. Wir kommen schnell aufs Angeln zu sprechen. Ihr Mann erzählt, dass sie u.a. auf Senja (Troms) eine Hytte an einem See haben. Dort wurden mal Barsche eingesetzt, um einen kranken Saiblingsbestand zu eliminieren. Seitdem gibt es fast nur noch Barsche – und dies in stattlichen Größen. Es habe schon nichts mehr mit erholsamen Angeln dort zu tun, denn – kaum ausgeworfen – wäre auch schon ein 40er Barsch an der Angel. Eine schreckliche Vorstellung, aber wirklich…
Dovre Nationalpark
Das Büffet ist bereits abgeräumt und wir erzählen immer noch. Schließlich verabschiede ich mich, packe meine Sachen und gehe erst nach 11 Uhr los. Der steile Anstieg zu Beginn schmerzt doch ziemlich – etwa 300 Höhenmeter absolviere ich. Ich betrete den Dovre Nasjonalpark. Oben auf rund 1250m bietet sich wieder einmal ein toller Weitblick.

Der Weg bleibt in etwa auf dieser Höhe, nur kleinere auf und abs. Eine echte Erholung.
Seltsamer Dialekt
Westlich sehe ich die Gråhøe (1663m) als ich selber um die Steinhøe herumwandere. Hier treffe ich auf 2 nette Jungs. Wir quatschen und erzählen. Ich verstehe zwar was sie so erzählen, doch irgendwie ist mir dieser Dialekt noch in keiner norwegischen Region untergekommen. Einzelne Wörter spricht Anton (der andere heißt Stefan) völlig anders aus als ich es bislang gehört habe. Egal. Bei einer Frage von ihm bin ich dann aber überfordert und bitte ihn, mir diese auf englisch zu stellen, da ich nicht so gut norwegisch spräche.
Er schaut ganz irritiert – ich auch. Was denn los sei, frage ich. Er sagt, das sei kein norwegisch, was er spreche, sondern schwedisch! Und er ist erstaunt, dass ich wohl kein Norweger bin! Wir lachen uns schlapp. Ich sage, es sei wohl auch lustig, dass Stefan als Schwede einen deutschen Namen habe und ich als Deutscher einen schwedischen. So witzeln wir noch eine Weile, bevor wir uns voneinander verabschieden. Die Beiden wollen von Otta ins Jotunheimen.
Es geht entlang der Gautåe talwärts nach Gautåsætre. Auf dem nun sandigen Boden gehe ich wie auf Wolken. Kurz vor Gautåsætre mache ich Pause, baue mein Tarp auf, koche und döse kurz darauf ein.

Heute möchte ich einen Zeltplatz in der Nähe von Snøhetta Viewpoint finden. Diesen spektakulären Aussichtspunkt besuche ich dann gleich morgen früh.
Zwischen Geitberget und Hjerkinnsdammen wandere ich auf einem immer schlammiger werdenden Weg Richtung Hjerkinn. Hier treffe ich auf einen netten Norweger, der von Snåsa bis hierher gewandert ist.
Snåsa liegt westlich vom Blåfjella-Skjækerfjella nasjonalpark, ein Nationalpark ohne Wanderwege, ohne Infrastruktur – ganz naturbelassen. Ich plane, durch diesen Nationalpark zu wandern, um dort ein paar Tage zu angeln. Und so unterhalten wir uns übers Wandern und Angeln.
Ich erreiche den Bahnhof Hjerkinns, gehe über die Gleise, dann bergauf Richtung Snøhetta Viewpoint. Ein kleiner angestauter See zur linken erweckt meine Aufmerksamkeit. Dort steht ein Schild: „Drikkevann“.

Wie praktisch. Ich finde direkt am See eine ebene Fläche, schlage mein Lager auf und koche Abendessen: Spaghetti Bolognese mit Rinderhackfleisch. Dazu einen grünen Tee -China Gun Powder – Temple of Heaven. Der Name passt sehr gut, springen doch tatsächlich direkt vor meiner Nase Forellen aus dem Wasser und schnappen nach Insekten – einfach himmlisch. Ich entnehme mit meiner Wurmmontage ein paar Fischproben. Sie müssen noch etwas wachsen und so stelle ich das Angeln ein und lege mich schlafen.