Der Morgen beginnt leicht bewölkt und ich packe nach dem Frühstück wie gewohnt zusammen. Danach verabschiede ich mich von Jelle mit dem Versprechen, im Børgefjell Nationalpark gemeinsam zu angeln. Das wird in etwa in 3 Wochen sein. Zuvor werde ich noch 4 weitere Nationalparks durchwandert haben.
Tagesziel Dørålseter
Um mein heutiges Tagesziel zu erreichen, mache ich also den Schlenker nach Nordwesten Richtung Dovrefjell. Hier zwischen Rondane Nationalpark und Dovrfjell Nationalpark liegt die Dørålseter Hütte. Sie ist eine privatbewirtschaftete Hütte, die aus nördlicher Richtung über einen Schotterweg mit dem Auto zu erreichen ist. Das ist für viele Wanderer günstig, die hier einen guten Startpunkt für ihre Wandertouren finden.
Vom Langglupbekken durch das Langglupdalen
Ich beginne bei kühlen Temperaturen und bewölktem Himmel am Südhang des Langglupbekken. Der Weg ist ist bereits tief in den schrägen Schotterhang eingetreten – dank unzähliger fleißiger Wanderer…

Nach einigen Kilometern führt mich der Wanderweg hinab ins Langglupbekken. Über eine Brücke überquere ich den tosenden Fluss und mache im Windschutz einer stufigen Felsformation eine kurze Pause.

Nach mir kommt noch ein junges Norwegerpärchen hinunter. Sie machen einen einwöchigen Wanderurlaub und möchten heute den berühmten Rondslottet besteigen, der mit 2178 Metern höchste Berg des Rondane Nationalparks. Am Ende des Langglupdalen ist er bereits schemenhaft zu erkennen.
Ich breche wieder auf, denn bei Temperaturen um die Null Grad wird mir im Sitzen schnell kalt. Das sagt mir, dass ich richtig angezogen bin. Denn im Stehen sollte man leicht frösteln und in Bewegung eine angenehme Wärme verspüren. Keinesfalls sollte man im Gebirge bei diesen Temperaturen in Bewegung übermäßig schwitzen. Am Oberkörper trage ich lediglich mein langärmeliges Netzunterhemd sowie meine dünne Isolationsjacke. An den Beinen trage ich meine ¾ lange Netzunterhose, darüber meine Trailhose (elastische dünne Jogginghose) und meine halblange Windschutzhose. Als sich zum Wind auch noch Schnee gesellt, ziehe ich noch Mütze, Buff und dünne Liner-Handschuhe an.

Es ist jetzt überall dunkelgrau, sowohl Steine wie auch Himmel haben sich heute ganz und gar diesem Farbton in all seinen Facetten und Schattierungen hingegeben. Der Rondslottet zeigt sich kurz, bevor der nächste graue Schleier wie ein fallender Theatervorhang die Aussicht beendet.

Die nördliche Talseite ist etwas zerfurchter – einzelne Bäche geben den Hängen etwas mehr Relief. Zudem bieten sie einen prima Windschutz, den ich für meine Mittagspause dringend brauche. Ich bereite mir Essen zu und koche einen Tee. Zusammen ergibt das mein bisheriges Tages-Highlight…
Das Langglupdalen steigt nun an und der Wanderweg dreht nach Norden in das breitere Bergedalen. Hier hat der ein oder andere See Platz und bringt etwas Abwechslung. Als sich das Tal wieder verengt und etwas absteigt gesellen sich Moose in das Landschaftsbild – in vielen Formen und blassen gelb-grünen Pastelltönen.

Der Fluss ist nun kaum noch zu sehen. Er hat sich tief in den Fels hineingefressen, sein Bett füllt er jedoch nur spärlich aus.

Inzwischen ist es später Nachmittag und nach Schneeflocken ist nun die Zeit der Graupelschauer gekommen. Die feinen Körner tanzen und musizieren auf meiner Kapuze, während ich Dørålseter herbeisehne. Wann kommt den endlich Dørålseter?

Und endlich, nach einer weiteren Stunde, kann ich im Gegenhang einige Gebäude erkennen. Es dauert noch eine Weile, doch dann stehe ich erschöpft an der kleinen Rezeption im Hauptgebäude, wo ich freundlich empfangen werde. Hier ist viel los, der Parkplatz gut gefüllt. Ich habe Glück und bekomme noch ein Einzelzimmer in einem Nebengebäude, das Glupen heisst (die Schlucht). Als DNT- Mitglied erhalte ich einen Rabatt auf den Normalpreis für Zimmer und Frühstück, das ich hinzubuche.
Das Zimmer hat ein Hochbett – also theoretisch für 2 Personen gedacht – sowie eine Kommode. In der Mitte stehend kann ich alle 4 Wände mit ausgestreckten Armen berühren…
Im dünnwandigen Gebäude höre ich einen Hund mitleidig jaulen, dessen Besitzer wohl noch im Hauptgebäude beim Abendessen verweilt. Ich koche währenddessen in meinem Zimmer und als alle Gäste gegen halb elf zur Ruhe kommen, möchte ich auch schlafen. Doch ein Gast einige Zimmer weiter schnarcht. Welch ein Horror!
Um halb 2 (!) setze ich meine earphones ein und schlafe einige Stunden zu meiner Musik ein.