Ich wache früh auf. Am Chaos in meinem Zimmer in der Ustedalsfjorden Overnatting hat sich nichts geändert. Ich gehe zunächst einmal in die Küche und mache mir Frühstück.
Versorgungspaket verstauen
Ein neues Versorgungspaket schockiert immer wieder aufs Neue – wie soll das alles bloß in meinen Rucksack passen?
Ich fülle Kaffee in meine Dose um. Kleinere Dosen sortiere ich jetzt aus. Den Tee, Zucker und Kakao führe ich jetzt in Zip-Locs mit mir – das spart Platz und lässt sich leichter verstauen. Alle Beutelchen, Brausetabletten, etc kommen zusammen in einen Drypack.
Essen für die nächsten 2 Tage kommt in meinen Tagesbeutel, den ich im oberen Teil des Rucksacks aufbewahre. Die Rationen für die restlichen 8 Tage kommen nach ganz unten.
Nach 2 Stunden ist der Rucksack abreisefertig und wieder 11 kg schwerer.
Zur Post und Geilo Power
Um 11 Uhr breche ich aus Ustedalsfjorden auf und steuere die Post an. Ich schicke meine defekte Isomatte zu Kjell (Leuchtturmwärter von Lindesnes) – er nimmt das Paket für mich an, so dass ich die Neoair nach meiner Rückkehr in Deutschland reklamieren kann.
Dann geht es rüber in den Elektronikladen. Ich habe einen kleinen Adapter vergessen, den ich fürs Aufladen des Mavic Air Controllers benötige. Ich kaufe ein Kabel, welches funktioniert, obwohl der Anschluss nicht exakt passt.
Aufstieg zum Store Budalen
Nun geht es mit vollem Rucksack hinauf zum Store Budalen – von 760m auf zunächst 1024m, dann mit der Budalshøgdin auf 1129m. Das schlaucht ganz schön – ziemlich schnell bin ich durchgeschwitzt. Doch zuvor treffe ich auf Stig und seine Freundin. Er spricht mich an und möchte alles über meine Tour erfahren. Bevor es weitergeht, macht er noch ein Bild von mir, dann verabschieden wir uns.
Den Gürtel enger schnallen
Der Rucksack drückt ziemlich auf die Schultern. Grundsätzlich sollen 80% des Gewichts auf Hüfte und Kreuzbein geleitet werden. Leider ist mein Hüftgurt bereits am unteren Ende der Verstellmöglichkeit angelangt. Ich habe bereits Körpergewicht verloren und das merke ich jetzt auf meinen Schultern. Beim Kauf hatte ich die L- Variante gewählt mit der Idee, dass Bekleidung entsprechend aufträgt und damit der Hüftgurt trotz erwartetem Gewichtsverlust passen wird. Ein Fehler. Ich werde mir überlegen, wie ich das Problem behoben bekomme.
Budalsvatnet und Belvatnet
Am Budalsvatnet mache ich Mittagspause und koche neben einem kleinen Wasserfall. Entgegen meiner Gewohnheit baue ich das Tarp nicht auf. Das rächt sich kurze Zeit später, denn ein schneller Schauer macht mich nass.

Am Ende des Budalsvatnet wechsle ich die Schuhe. Es geht jetzt ab vom befestigten Weg, der auch eine Skilanglaufstrecke im Winter ist.
Es wird zunächst etwas sumpfiger und die Passagen um den Belvatnet sind dann steinig. Ich hopse von einem Block zum nächsten. Ein sehr schöner Angelsee.


Ein einsames Motorboot kommt vorbei und fährt in meine Wanderrichtung. 30 Minuten später habe ich das See-Ende erreicht. Hier steht ein Fischerhaus, das besagte Boot ist angetaut und der Fischer kümmert sich gerade um das Netz. Wir grüßen uns gegenseitig aus der Ferne.

Abstieg nach Hovet
Der Abstieg von 1100m auf 600m ist unangenehm. Der Rucksack schiebt, es ist glitschig nass und der Weg, naja, ein gekennzeichneter Trampelpfad. Später ist er bereits ziemlich zugewachsen. Ich schwitze und jammere, denn es gesellen sich Mücken hinzu. Sie werden einige ungeschützte Stellen an mir finden.

Im Tal angekommen laufe ich auf einen Coop zu. Ich mache hier eine Pause. Es ist bereits 19 Uhr.
Fahrradgang und eine Einladung
Vor dem Coop steht ein großer Picknicktisch. Hier esse und trinke ich etwas, also die jugendliche Fahrradgang auf mich aufmerksam wird. Ich bin umzingelt und werde neugierig bestaunt. Schließlich wollen sie wissen wohin ich wandere und wie lang das denn dauert. Aber vor allem wollen sie wissen, wie sich deutsch anhört. So plappere ich etwas und Alle sind begeistert. Für gewöhnlich werde ich auch nach Schimpfwörtern auf deutsch gefragt – hier ist aber keiner daran interessiert. Tja, die Jugend von heute eben…
Dann hält eine Frau vor dem Coop Eingang. Es ist üblich direkt vor dem Eingang zu parken, egal ob mit Fahrrad, Motorrad oder Auto. Mehr als 1-2 Kunden sind selten gleichzeitig im Geschäft.
Beim Hinausgehen grüßt sie freundlich und wir kommen ins Gespräch. Wo ich denn übernachten werde, es sei doch kalt. Sie bietet mir an, in einer kleinen Hütten auf ihrem Bauernhof übernachten zu können. Das ist klasse und ich sage zu.
Der Hof liegt in etwa in meine geplante Wanderrichtung, ich kann leicht die Route anpassen. Sie müsse noch ihren Sohn abholen, das dauere etwa eine Stunde, der Hof sei 5 Km entfernt. Auf der Karte ist der Hof mit Eggen bezeichnet und das ist auch ihr Familienname. Ihr Mann sei zu Hause, also kein Problem, wenn ich vor ihr da wäre.
Jetzt kommt auch die Verkäuferin raus. Die beiden sind Kolleginnen. Ich werde wieder in den Coop gebeten und nehme in einer Kaffee-Ecke Platz, wo ich nun zum Kaffee eingeladen werde.
Nach Kaffee und Smalltalk breche ich auf und erreiche die Farm etwa 1 ¼ Stunden später. Henning Eggen erwartet mich bereits.
Übernachtung in der Eggen Cabin
Ich unterhalte ich mit Henning. Neben Island-Pferden hat er auf der anderen Talseite auch Stiere. Aktuell sind auf seinem Hof viele putzige Junggänse. Henning lächelt und sagt: „Die sind lecker“!
Er zeigt mir die Hütte, sie ist groß. Ich koche mir vor der Hütte mein Abendessen, als schließlich Hennings Frau mit Sohn ankommen. Wir quatschen noch etwas und ihr Sohn zeigt mir stolz die Schürfwunden seines jüngsten Fahrradunfalls.

Wir verabschieden uns. Über eine Leiter steige ich zum Schlafbereich hinauf und falle um halb elf in einen tiefen Schlaf.